Organisationale Resilienz durch flexible Arbeitszeitgestaltung in der Pflege / Pflege:Zeit

Projektinfo

Ziel

Das Projekt Pflege:Zeit untersucht Möglichkeiten der Arbeits(zeit)gestaltung im Berufsfeld Pflege. Das Untersuchungssetting, die stationäre Langzeitpflege, ist mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Hierzu zählt u.a. eine hohe Arbeitsbelastung bei mangelnden personellen Ressourcen. Um den bestehenden Fachkräftemangel zu kompensieren und die Versorgungsqualität aufrecht zu erhalten, werden im Projekt Maßnahmen und Lösungen gesucht, um Beschäftigte für die Pflege zu gewinnen und die Beschäftigten im Unternehmen zu halten. Berufsaustritte gehen sowohl auf gesundheitliche Ursachen als auch auf eine individuelle Unzufriedenheit mit den dort bestehenden Arbeitsbedingungen zurück. Oft hängen diese mit der Arbeitszeitgestaltung zusammen.

In anderen Branchen sind Flexibilisierungsmöglichkeiten von Arbeitszeit, -ort und -prozessen spätestens seit der Corona-Pandemie Alltag geworden. In der Pflege gilt es jedoch die Versorgungssicherheit der Patient*innen zu gewährleisten, was sich auch in besonderen Flexibilisierungsanforderungen manifestieren kann. Versorgungsprozesse prägen die Arbeitsgestaltung und ermöglichen dennoch keine Standardisierung. Flexible Arbeitszeitgestaltung in sozialen Dienstleistungsbranchen steht im Spannungsfeld zwischen Flexibilitätsmöglichkeiten (der souveränen Gestaltung von Arbeit gemäß den Wünschen der Beschäftigten) und Flexibilitätsanforderungen (bedingt durch Anforderungen von Klient*innen, gesetzlichen und organisatorischen Erfordernissen).

Das Projekt Pflege:Zeit begegnet den skizzierten Herausforderungen, indem Arbeits(zeit)gestaltung an individuellen und organisatorischen Zielen ausgerichtet wird, um  die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit der Arbeitszeitgestaltung zu verbessern, die organisationale Resilienz - durch ein Ansetzen an den Resilienzfaktoren Führung und Gesundheit - zu steigern und die Versorgungsqualität zu sichern. Konkret sollen dadurch auch die Zufriedenheit mit der Zuverlässigkeit sowie die wahrgenommene Transparenz der Arbeitszeitgestaltung verbessert und eine bestmögliche Flexibilität bei Aufrechterhaltung von Versorgungsqualität und Betriebswirtschaftlichkeit ermöglicht werden.

Folgende Fragestellungen sollen dabei beantwortet werden:

  • Inwiefern können Arbeitszeitmodelle Individuen und Organisationen in der stationären Langzeitpflege beeinflussen?
  • Welchen Einfluss haben die Faktoren Zuverlässigkeit, Transparenz und Flexibilität auf die subjektive Zufriedenheit der Beschäftigten mit der Arbeits(zeit)gestaltung?
  • Welche neuen Anforderungen ergeben sich für Führungskräfte durch die Flexibilisierung von Arbeitsgestaltung?

 

Vorgehen

Das zweijährige Projekt wird durchgeführt vom Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Recklinghausen, Bocholt in Zusammenarbeit mit der MA&T Sell & Partner GmbH (Projektleitung) und der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH (SHMG). Es wird im Rahmen des Förderprogramms INQA-Experimentierräume vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert.

Im Projektverlauf werden neben einer Literaturrecherche u.a. betriebliche Lernreisen, Portfolioanalysen und Interviews durchgeführt, um bereits erprobte Arbeitszeitmodelle in der Pflege und die damit verbundenen Erfahrungen zu identifizieren. Abgeleitet aus den Ergebnissen werden betriebliche Innovationsschritte konkretisiert und in sogenannten „Experimentierräumen” betrieblich umgesetzt. In drei ergebnisoffenen Experimentierräumen werden lebensphasengerechte und bedarfsorientierte Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitszeit partizipativ mit Beschäftigten, Interessenvertretungen und Führungskräften in der stationären Langzeitpflege der SHMG eruiert und erprobt. Schließlich werden Transferoptionen von Projekt(zwischen)ergebnissen unternehmensintern, -übergreifend und in andere Branchen überprüft und realisiert.

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