UrbaneProduktion.Ruhr II - Relevanz, Transfer und ökonomische Teilhabe / ProUrban II
Rahmen des Forschungsprojekts
Im Rahmen des Aufrufs „Transformation urbaner Räume“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) führt das IAT (Institut Arbeit und Technik) zusammen mit der Wirtschaftsentwicklung Bochum und dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen, der Hochschule Bochum sowie mit Die Urbanisten e. V. aufbauend auf dem Projekt „Urbane Produktion – zurück in die Stadt?!“ (ProUrban bzw. UrbaneProduktion.Ruhr), welches im gleichen Förderprogramm von Oktober 2016 bis Dezember 2019 bearbeitet wurde, ein interdisziplinäres Verbundprojekt durch. Im Sinne der „Strategischen Forschungs- und Innovationsagenda“ der Bundesregierung erhebt unser Forschungs- und Experimentiervorhaben den Anspruch, zivilgesellschaftliche Akteure als aktive Partner und Treiber von Transformationsprozessen einzubeziehen, Raumstrukturen nachhaltig zu verändern, ein Pionierprojekt für urbane Infrastrukturen zu sein, neue Werkzeuge und Verfahren für Planung und Wissensmanagement zu konzipieren sowie neue Geschäfts- bzw. Betreibermodelle zu erproben.
Hintergrund
Die seit den 1950er-Jahren extensiv betriebene funktionale Trennung und Zonierung der Städte in Wohn-, Handels-, Gewerbe- und Produktionsgebiete wird zunehmend in Frage gestellt und geht mit einer seit Jahren stattfindenden Renaissance der Stadt als Wohn- und Arbeitsstandort einher. Dieser Trend findet Ausdruck in einer Reihe von Begrifflichkeiten wie z. B. Stadt der kurzen Wege, urbanem Leben, urbaner Landwirtschaft oder „smart urban manufacturing“. Parallel dazu vollzieht sich bei vielen Menschen ein Wertewandel. Neben einem stärkeren Interesse an der aktiven Mitgestaltung des städtischen Lebens steigt der Wunsch nach lokalen, ökologisch korrekt oder nachhaltig produzierten Produkten. Durch den demografischen Wandel und die damit einhergehende Alterung der QuartiersbewohnerInnen ergibt sich zudem ein erhöhter Bedarf an wohnortnaher Versorgung, die in den letzten Jahren in etlichen Quartieren vollständig weggebrochen ist.
Durch das Aufeinandertreffen veränderter Lebensstile einerseits (auch hinsichtlich des Arbeits- und Wohnverhaltens) und neuer Anforderungen an die Nahversorgung sowie den Möglichkeiten der innerstädtischen Produktion und Bedarfe an Dienstleistungen andererseits, können sich Chancen insbesondere für die bisher von der insgesamt positiven Entwicklung des Strukturwandels abgehängte Quartiere ergeben. Zusätzlich entstehen durch technische Entwicklungen neue Produktionsmöglichkeiten wie bspw. additive Fertigungsverfahren (z. B. 3D-Druck), wodurch neue Wirtschaftszweige auftreten können. Leergefallene Gebäude und Brachflächen können einer produktiven Nutzung zugeführt, ungedeckte Bedarfe bedient und neue lokale Wertschöpfungsketten in Gang gesetzt werden. Gleichzeitig können neue Arbeitsplätze im Quartier entstehen, oder die Arbeitssituation kann werthaltiger werden, indem an bestehende Ökonomien angeknüpft wird.
Um Urbane Produktion durch BürgerInnen zu ermöglichen, werden jedoch mitunter neue Finanzierungs- und Betreibermodelle benötigt. Daneben ist anzunehmen, dass innerstädtische Produktionsstätten nicht immer mit dem derzeit gültigen Planungsrecht vereinbar sind, da dieses zu einer funktionalen Zonierung tendiert und auch deshalb Nutzungskonflikte entstehen können.
Ziel
Nachdem im Verbundforschungsprojekt UrbaneProduktion.Ruhr (ProUrban) erste Grundlagen hinsichtlich Urbaner Produktion geschaffen und mit Bochum-Wattenscheid und Bochum-Werne/Langendreer-Alter Bahnhof zwei Reallabore zur Thematik begonnen worden sind, schließt das Projekt UrbaneProduktion.Ruhr II nun mit Verstetigungs- und Transfermaßnahmen daran an.
Ziel des Projekts ist es einerseits die begonnenen Reallabore in Bochum zu verstetigen und das gesamtstädtische Konzept weiterzuentwickeln und bei der Umsetzung zu begleiten und andererseits die Erfahrungen auf Gelsenkirchen und Herne-Wanne zu übertragen und dort ebenfalls Akteurs- und Raumanalysen hinsichtlich Urbaner Produktion zu unternehmen und Prozesse anzuschieben und für Gelsenkirchen-Ückendorf ein Reallabor zu entwickeln und zu etablieren.
Vorgehen
In der analytisch-konzeptionellen Phase (AP I) beschäftigt sich das IAT mit der ökonomischen Relevanz Urbaner Produktion, sowie der Analyse Urbaner Produktion in Gelsenkirchen und Herne-Wanne mit der HS Bochum, um gemeinsame Strategien und Konzepte v.a. für die Stadt Gelsenkirchen zu entwickeln.
In der Phase Umsetzung und Verstetigung Urbaner Produktion (AP II) ist das IAT an allen Arbeitsschritten beteiligt und entwickelt Geschäfts- und Finanzierungsmodelle und Betreiberkonzepte mit den beteiligten Akteuren für die Reallabore. Zudem wird ein Leitfaden zur Entwicklung von Kirchen zu Orten urbaner Produktion erarbeitet. Die Ergebnisse aus den Reallaboren werden für die wissenschaftliche Debatte aufgearbeitet.
Das IAT wird die Projektkoordination und das -management übernehmen (AP III) und gemeinsam mit der Hochschule Bochum das Ausstellungskonzept, Inhalte auf der Homepage und das Workshop-Format zum Transfer in andere Kommunen entwickeln.
Links zum Projekt
https://urbaneproduktion.ruhr/