Umsetzung und Durchführung
Die Methode der Sozialraumtagebücher wird meist innerhalb eines Forschungsvorhabens angewandt und von Forscherteams entsprechend begleitet.
Die Anzahl der auszugebenen Tagebücher ist nicht begrenzt. Aufgrund der nachfolgenden Auswertung, die unter Umständen aufwendig ist, ist eine Anzahl zwischen 10 und 20 Personen empfehlenswert. Das Sozialraumtagebuch kann ein einfaches DIN-A 5 der Din- A 4 Schulheft sein, dass die Anwender über einen Zeitraum von etwa 6 bis 8 Wochen führen, da der Zeitraum ausreichend lang sein muss, um Routinen des alltäglichen Lebens erkennen zu können. Die Angaben können je nach Forschungsvorhaben variieren, im Prinzip werden folgende Angaben erhoben:
- Zeit (auch Jahreszeit)
- Wetter
- Ort (Adresse mit Stadtteil)
- U.U. Anlaufstelle z.B. Supermarkt, Stadtteiltreff, Kirchengemeinde, Privatadressen
- Tätigkeit
- Involvierte Personen
- Genutzte Verkehrsmittel, z.B. Bus
- Ggf. Fotos
Die Methode der strukturierten Sozialraumtagebücher ist trotz des individuellen Eintragens auch als Gruppenmethode zu verstehen. Es ist sehr empfehlenswert einen wöchentlichen moderierten Austausch mit den Anwenderinnen und Anwendern als Begleitung des Prozesses einzuführen, da diese dafür sensibilisiert werden müssen, alltägliche Lebensabläufe und Gewohnheiten nieder zu schreiben.
Nach Abschluss der Praxisphase folgt die analytische Auswertung der Tagebücher. Hierfür ist zunächst ein Abschluss in der Gruppe ratsam. In der Gruppe werden mit farbigen Nadeln auf einem Quartiersplan markiert, welche verschiedene Tätigkeiten, Organisationsformen und Beziehungsqualitäten sich abzeichnen (Nadelmethode). Danach werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Gruppe diskutiert und im Hinblick auf die sozialräumlichen Qualitäten der jeweiligen Orte sowie die dort anzutreffenden Angebote, Hindernisse, Vorteile und Bedürfnisse analysiert.
Später lassen sich mit Hilfe der digitalisierten Daten anhand von Clusteranalysen gemeinsame, mehr oder weniger frequentierte Nutzungs- und Kommunikationsräume ableiten und anonymisierte Bewegungsskizzen erstellen. Die Ergebnisse ergeben das „eigentliche Quartier“. Diese Informationen können für Kommunalverwaltung, Wohnungsunternehmen, lokale Akteure, wie z.B. die AWO, für die Strukturierung des Angebots für ältere Quartiersbewohnerinnen und bewohner von Nutzen sein.