Sommerschule "Ökologische Transformation, Raum und die (Re-)Produktion von Reichtum"

Einführung

Je reicher, desto klimaschädlicher – zu diesem Schluss kommen viele Studien, die den Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und Einkommen bzw. Vermögen untersuchen (Chancel et. al. 2023; Gore 2020). So verursacht das reichste Prozent der Menschheit 48-mal so viel CO2 wie die ärmsten 50%. Gleichzeitig würden die globalen Emissionen nur um 1 Prozent steigen, wenn hunderte Millionen Menschen aus extremer Armut befreit würden (Bocksch 2022). Reicht es also für eine gelingende ökologische Transformation aus, wenn reiche Menschen nicht mehr im Privatflugzeug fliegen und generell klimafreundlicher leben? Wessen Verhalten lässt sich lenken, wenn besonders hohe Steuern auf klimaschädliche Produkte erhoben werden? Marktwirtschaftlichen Maßnahmen fehlt es tendenziell an Sozialverträglichkeit. Welche praxisrelevanten Ideen lassen sich sonst entwickeln, wenn man Reichtum und ökologische Transformation in ihrem komplexen Zusammenwirken analysiert?

Am 10.-13. September 2024 lädt das Institut Arbeit und Technik (IAT) nach Gelsenkirchen ein, um genau diesen Zusammenhang zwischen der (Re-)Produktion von Reichtum und der ökologischen Transformation zu betrachten und kritisch zu reflektieren. An vier Tagen bietet die Sommerschule Keynotes von WissenschaftlerInnen, Forschungspitches der teilnehmenden Promovierenden, Austausch mit der Zivilgesellschaft und eine themenbezogene Exkursion an. In Vorlesungen, Gruppenarbeiten und Workshops schärft ihr euer Bewusstsein für die Herausforderungen der Klimagerechtigkeit und entwickelt eine gerechte Klima- und Sozialpolitik. Ihr bekommt Gelegenheit, etablierte ForscherInnen zu treffen und Netzwerke mit Peers aus ganz Deutschland zu bilden.   

Thematisch wird das Verständnis von Reichtum als gesellschaftliches Phänomen behandelt, um damit nach dessen Wechselwirkungen mit politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen zu fragen (Themenfeld I). Insbesondere soll hier ein erweitertes Verständnis von Reichtum über ein materielles hinaus entwickelt werden. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Wechselwirkungen zwischen Reichtum und ökologischer Transformation. In diesem zweiten Themenfeld werden Fragen nach dem Wandel des Zusammenspiels von Arbeit, Ökologie und Ökonomie, vor dem Hintergrund einer differenzierten Betrachtung von Investitions- und Konsumentscheidungen, gestellt. Um der Relevanz der Themenfelder gerecht zu werden, sollen außerdem organisierte zivilgesellschaftliche AkteurInnen nicht außer Acht gelassen werden. Mit ihrem Input zu Wissensbedarfen soll die räumliche Verteilung von Reichtum in ihrem Zusammenhang mit Klimaneutralität und Suffizienz in den Blick genommen werden (Themenfeld III). Zuletzt sollen mögliche Handlungsalternativen (15-Minuten-Stadt, Sharing-Angebote) gemeinsam entworfen und vor dem Hintergrund ihrer Wirksamkeit und Finanzierbarkeit diskutiert werden (Themenfeld IV).

Details zu den Themenfeldern gibt es hier.

Ziele der Veranstaltung

Im Rahmen der viertägigen Veranstaltung kann und soll ein Netzwerk von jungen NachwuchswissenschaftlerInnen aufgebaut, interdisziplinäre Perspektiven vertieft und methodische Kompetenzen in der Reichtums- und Klimawandelforschung entwickelt werden. Ziel ist es darüber hinaus, gemeinsame Textbeiträge oder einen Sammelband zu erstellen. 

Bewerbung

Die Sommerschule richtet sich an Promovierende aller Fachrichtungen und aller Nationalitäten, die sich für diese Forschungsthemen interessieren. In begründeten Ausnahmen können auch besonders geeignete Masterstudierende teilnehmen. Die Kosten für Reise, Unterbringung und Verpflegung sowie für die Exkursion werden erstattet bzw. übernommen. Weitere Informationen zur Organisation und zu den Inhalten findet ihr im Menü. Hier konntet ihr euch bis zum 28.07.2024 bewerben. 

Aufruf zur Bewerbung zur Sommerschule
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Literatur

Bocksch, R. (2022). Der riesige CO2-Fußabdruck der Reichen. https://de.statista.com/infografik/26885/anteil-der-einkommensschichten-an-den-globalen-co2-emissionen/ (letzter Zugriff 13.05.2024)

Chancel, L., Bothe, P., Voituriez, T. (2023) Climate Inequality Report 2023, World Inequality Lab Study 2023/1 

Gore, T. (2020). Confronting Carbon Inequality. Oxfam Media Briefing, 21. September 2020https://www.oxfam.de/system/files/documents/20200921-confronting-carbon-inequality.pdf (letzter Zugriff: 13.05.2024)