Modul Altersgerechtes Mobilitätskonzept

Zielsetzung
Ein altersgerechtes Mobilitäts- oder Verkehrskonzept ermöglicht Älteren die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Durch eine entsprechende Gestaltung des öffentlichen Raums sowie eine altersgerechte Ausstattung von Bussen und Bahnen, können sich ältere Menschen sicher und selbstständig bewegen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Wunsch vieler älterer Menschen zu erfüllen: bis ins hohe Alter in den eigenen vier Wänden zu leben. Auch der Gesundheitszustand und Regelmäßige Bewegung haben maßgeblichen Einfluss auf diesen Wunsch. Dabei muss es sich nicht immer nur um "klassische Sportarten, wie Schwimmen oder Joggen, handeln; Alltagsbewegungen wie Zufußgehen oder Fahrradfahren, aber auch Garten- und Hausarbeit haben nachweislich einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Eine bewegungsfreundliche Gestaltung des Quartiers wirkt sich daher nachweislich positiv auf die Alltagsbewegung und -mobilität der Bewohnerinnen und Bewohner aus. Eine attraktive und anregende Umgebung wird von älteren Personen oftmals für mehr Aktivität genutzt.
Einschätzungen zu diesem Modul von Nutzerinnen und Nutzer
Prozessphase:
Zeitaufwand:
schnell umsetzen
Vorbereitung
Personalaufwand:
Einsatz nötig
personalintensiv
Finanzieller Aufwand:
kostenintensiv
Partizipation:
Komplexität:
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Anwenderinnen und Anwender
- Kommunen
Zielgruppe
- Quartiersbewohnerinnen und Quartiersbewohner
Handlungsfelder
- Sich versorgen
- Sich einbringen
Umsetzung und Durchführung
Bei einem altersgerechten Mobilitätskonzept geht es sowohl um die Anpassung der Verkehrsmittel als auch um eine Anpassung der Zugänge zu Verkehrsmitteln und des allgemeinen Straßenraums.
Um das Verkehrskonzept auf ältere Personen anzupassen, ist es unabdingbar, diese zu beteiligen und in den Planungsprozess einzubeziehen. Gemeinsam können Barrieren, Mängel und Chancen im öffentlichen Raum sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln sichtbar gemacht werden.
Maßnahmen können beispielsweise Zebrastreifen, Querungsinseln, Ruhebänke sowie höhere Bordsteine an Bushaltestellen zum leichteren Einstieg oder abgesenkte Bordsteine an Kreuzungen sein. Aber auch akustische Signale an Ampelanlagen für Grün- und Rotphasen sowie für „die Bahn fährt ein“, die Verlegung von Bushaltestellen oder eine veränderte Taktung mit ggf. verlängerten Grünphasen für Fußgängerinnen und Fusgänger können hilfreich sein. Darüber hinaus sind öffentliche Verkehrsmittel barrierefrei umzubauen oder Ticketautomaten in ihrer Bedienung zu vereinfachen. Auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Sinne von „Mobilitätslotsen“ in öffentlichen Verkehrsmitteln können Ängste gegenüber Technik minimieren und helfen Hürden zu überwinden.
Für einen bewegten Alltag muss auch die Fußläufigkeit in Ihrem Quartier überprüft und, falls nötig, angepasst werden. Dazu zählen u.a.:
- ausreichende und sichere Radfahr- und Fußgängerwege
- ausreichend viele Parkbänke mit Armlehnen für Pausen
- eine gute Straßenbeleuchtung
- schattenspenndende Bäume
- Straßenräumung und Befreiung von Schnee und Eis im Winter
- kurze Wege (Einkaufen, Ärzte, Behörden, Freizeitgestaltung)
- Plätze zur aktiven Freizeitgestaltung in Parks oder auf Grünflächen (z.B. für Boule, organisierte Spaziergänge, Walkingtreffs, Mehrgenerationenparks)
Insgesamt gilt es den tatsächlichen Bedarf und die Schwierigkeiten Älterer vor Ort zur ermitteln und entsprechende Lösungen umzusetzen.
Wichtige Umsetzungsschritte / Aufwandsabschätzung
Folgende Schritte sind zu beachten:
- Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner (Umfragen, Workshops, Begehungen, etc.)
- Test technischer Hilfsmittel
- Kommunikation und Koordination mit Kommune, Verkehrsgesellschaft, etc.
- Technische Umsetzung und Umbau
- Begleitung und Evaluation
Stolpersteine
Ein großflächiger Umbau des öffentlichen Raums ist zeit- und vor allem kostenintensiv. Eine Umsetzung erfordert, auch aufgrund der schwachen Finanzlage vieler Kommunen, Geduld. Außerdem ist eine Kooperation der Kommune mit den örtlichen Verkehrsbetrieben notwendig. Je nach Maßnahme sind neben Verkehrsbetrieben innerhalb der Kommune unterschiedliche Akteure aus den Bereichen Gesundheit, Verkehr und Raumplanung, aber auch soziale und karitative Träger einzubinden. Eine frühzeitige Einbindung aller Partnerinnen und Partner und eine gemeinsame Definition von Zielen sind wichtig, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit und einen Projektabschluss zu erzielen.
Bewertung
Durch die Umsetzung eines altersgerechten Mobilitätskonzeptes sind Seniorinnen und Senioren länger mobil und können sich länger selbstbestimmt im öffentlichen Raum bewegen und ihre Freizeit aktiv nutzen. Außerdem profitieren auch andere Zielgruppen (z.B. Familien) von einer neuen Konzeptionierung. Insgesamt stellt es, trotz zusätzlichem Aufwand, einen Gewinn für Kommunen und Verkehrsgesellschaften dar, da ihr Angebot ohne eine Anpassung an die demographischen Entwicklungen, nicht den Bedürfnissen der älter werdenden Kundengruppe entspricht.
Kontakte / AnsprechpartnerInnen
- Kommunen
- Verkehrsgesellschaften
Finanzierungsansätze
- Kann zunächst z.B. als Forschungsprojekt über das Land oder durch Stiftungen gefördert werden.
- Mittel aus dem Forschungsprogramm IKT 2020 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Thema: „Mobilität für die ältere Generation“
Nähere Informationen zu den Zuwendungsvoraussetzungen unter www.bmbf.de/foerderungen/15268.php
Beratung
- Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
- Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr NRW
Projekte
Quartiersentwicklung in Witten-Annen, Witten
Miatroll - Mobil im Alter trotz Rollator, Bielefeld
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Literatur
Mygo, Sebastian (2012):
Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr: Eine Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe, Saarbrücken
Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2012):
Bewegungs- und gesundheitsförderliche Kommune. Evidenzen und Handlungskonzepte für die Kommunalentwicklung - ein Leitfaden. Düsseldorf.
Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (Hrsg.):
Ältere Menschen. Faktenblätter „Bewegung und Gesundheit“.