SUSA ist ein ganzheitlich orientiertes Selbstsicherheits- und Selbstbestimmtheitstraining für ältere Menschen ab 55. Im Rahmen eines Workshops lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich und ihre Quartiersumwelt bewusst zu erfahren sowie durch zielgerichtetes Handeln ihre Lebensqualität im Quartier zu verbessern.
Dieses Modul wurde bisher von 2 Nutzern bewertet.
Selbstsicher und selbstbestimmt im LebensAlter (alt werden) im Quartier (SUSA) arbeitet auf einer individuellen (Ich), situativen (Wir) und Handlungsebene („kluge Entscheidungen“). Es werden körperliche, psychische und soziale Methoden und Techniken erlernt, die eine verbesserte Eigen- und Situationswahrnehmung und eine komplexe Handlungsfähigkeit in als unsicher erlebten Situationen ermöglichen. SUSA trägt dazu bei, die Lebensqualität im Quartier zu verbessern.
Zur Implementierung von SUSA im Quartier wird ein zwei-stündiger Workshop an einem zentralen Ort im Quartier durchgeführt (z.B. in einer örtlichen Gesundheitseinrichtung, einem Altenzentrum, in der Sporthalle).
Übergeordnetes Ziel des Workshops ist, die Teilnehmenden aus ihrer eigenen Erfahrungswelt zu den Themen Selbstsicherheit und Selbstbestimmtheit in ihrem persönlichen Lebensraum berichten und individuelle vorbeugende und entspannungsfördernde Verhaltensmodifikationen entwickeln und erproben zu lassen („Bottom-Up“-Strategie). Zudem ist der Workshop präventiv ausgerichtet. Es geht um eine Schulung der (Eigen-) Wahrnehmung, der Selbstbehauptung, die Mehrung von Handlungsoptionen in potenziell schwierigen Situationen, den Abbau des Erregungslevels sowie eine bewusste Reflexion.
Wichtig ist dabei, dass die Teilnehmenden möglichst aus dem gleichen Quartier kommen. Das stellt sicher, dass sie ähnliche Lebensumfeld- bzw. soziale Situationen haben, sich kennen und auch später austauschen können.
Ältere Menschen sind Expertinnen und Experten für ihre eigene Sicherheit (denn sonst wären sie ja nicht so alt geworden). Sie gehen weniger Risiken ein als Jüngere, verhalten sich vorsichtiger und haben ein statistisch nachweisbar geringeres Risiko, Opfer von Straftaten zu werden. Trotzdem haben ältere Menschen in der Regel ein größeres Unsicherheitsgefühl als junge Menschen.
SUSA stärkt von Anfang an die Selbstwahrnehmung und trainiert Deeskalationstechniken. Die Techniken werden an das körperliche und geistige Vermögen der älteren TeilnehmerInnen angepasst und sind primär auf Rückzug aus der Situation ausgerichtet.
Ziele von SUSA
Selbstwertgefühl stärken, selbstbewusste Verhaltensweisen im Alltag fördern, Selbstwirksamkeitserfahrungen fördern
Vertrauen in die eigene Wahrnehmung und Intuition stärken
Eigene Stärken erkennen und fördern
Umgang mit Stress und den Folgen
Umgang mit Gefühlen von Ohnmacht – Macht, Eigenbestimmung – Fremdbestimmung, Aggression, Angst, Hilflosigkeit und Scham, Einschränkung des Lebensraums, Anpassungsdruck
Verhaltensrepertoire entwickeln, Kommunikation auf allen Ebenen fördern
Stärkung der Körper(eigen)wahrnehmung
Inhalte
Aufklärung über Grenzwahrnehmungen/Grenzverletzungen
Selbstsicheres Auftreten
Selbstsichere Aussagen und selbstsicheres Kommunikationsverhalten
Stressbewältigung
Übungen zur Verbesserung der Körperwahrnehmung und Balance
Befreiungs- und Fluchttechniken
Hilfe, Rechte, Anzeige, Gesetze
Ablauf
Workshop (ca. 2 Stunden)
Durchführung weiterer Aufbaumodule (2 -3 für jeweils 1- 2 Stunden)
Multiplikatorenschulung in Sportvereinen und Workshops für Menschen im Quartier mit weiteren Netzwerk-Partnerinnen und -Partner
Methoden
Vortrag
Diskussion
praktische Übungen
(Rollen-)Spiele
Inszenierungen
Einsatz von Material
Der Workshop knüpft an den Erlebniswelten und den sicherheitsrelevanten Interessenlagen der Teilnehmer/-innen an. Schwerpunkte sind:
Eigenwahrnehmung und Intuition
Umgang mit Grenzerfahrungen im weitesten Sinne
Umgang mit als beunruhigend erlebten Lebewesen (Personen, soziale Gruppen, Tiere)
Umgang mit als beunruhigend erlebten öffentlichen Räumen
Deeskalation und Stressbewältigung
Der SUSA-Workshop bewegt sich durch drei komplex miteinander verbundene „Räume“. Jedem dieser „Räume“ sind spezifische Themen zugeordnet.
Der Ich-Raum
Stresssignale wahrnehmen; somatische Marker erkennen; Stressbewältigungstechniken kennenlernen: wie kann ich wieder aus dem Stress rauszukommen?
Individuelle Grenzen: was sind meine Sicherheitszonen, was meine Angsträume?
Thematisierung körpersprachlicher Ausdrucksformen: Übungen etwa zur körpersprachlichen Abwehr von Distanzverletzungen und zur Demonstration von Selbstbewusstsein
Balance im weitesten Sinne (ein herabgesetztes Sicherheitsgefühl und ausgeprägtes Vermeidungsverhalten treten oftmals in Zusammenhang mit körperlichen Einschränkungen auf)
Thematisierung sprachlicher Strategien zur Abwehr von Distanzverletzungen: Übungen etwa zum sprachlichen Verhalten in Bedrohungssituationen und zu einem kompetenten Nein-Sagen in unterschiedlichen sozialen Situationen
Selbstfürsorge
Psychophysische Regulationsfähigkeiten stärken
Deeskalationstechniken
Der Wir-Raum
Realisierung sicherer/unsicherer Räume: an welchen Orten fühle ich mich wie sicher?
Wahrnehmung und Einschätzung von sozialen Situationen (z.B. Gedränge im Bahnhof)
Wahrnehmung und Einschätzung von sozialen Gruppen (z.B. pöbelnde Jugendliche); „Lesen“ von Gruppen
Der Wert sozialer Kontakte: hier in der Gruppe, als Nachbarschaftshilfe, bei Aktivitäten
Der Raum der klugen Entscheidungen
Intuition, der siebte Sinn in einer Situation
Stärkung eines wirksamen Vorsichts- und Vermeideverhaltens in Bereichen, in denen besonderer Bedarf besteht
Reflexionen
Ausweich- und Fluchtmöglichkeiten
Zu Beginn des Workshops wählen die Teilnehmenden aus dem jeweiligen „Raum“ die für sie relevanten Themen aus und bearbeiten sie, moderiert durch die Kursleitung. Dazu gibt es jeweils Beispiele, Hintergründe und Fakten, Rollenspiele, Verhaltensübungen, Bewegungsübungen und Reflexionen.
An den Auftakt-Workshop schließen sich 2-3 Aufbaumodule von jeweils 1- 2 Stunden an.
Ein Problem ist der Zugang zur Zielgruppe der Älteren. Ältere Menschen, die ein eher zurückgezogenes Leben führen und wenig soziale Kontakte unterhalten, bekommen schlichtweg keine Informationen über das Angebot. Andererseits gibt es viele 55- bis 70-Jährige oder auch noch Ältere, die viel unterwegs sind, viele soziale Kontakte pflegen und verreisen. Für diese Personengruppe ist Zeit eine wichtige Ressource. Es sollte daher versucht werden, bereits organisierte Gruppen vor Ort anzusprechen (z.B. Sportgruppen, Nachbarschaftsgruppen, Heimatvereine etc.). Auch kann fehlendes Vertrauen in die eigene Bewegungskompetenz ein Zugangshindernis darstellen. Dem könnte mit einer klar strukturierten und positiv formulierten Öffentlichkeitsarbeit begegnet werden.
Es ist den Projektentwicklerinnen und -entwicklern bewusst, dass die Teilnehmenden durch die Inhalte des Programms verunsichert werden könnten. Nach Möglichkeit werden daher weitere Informationen zur Qualität vorhandener Gefährdungen wie auch Informationen zur quantitativen Beschaffenheit des jeweiligen Risikos gegeben. Außerdem werden nicht nur Maßnahmen zur Risikominderung, sondern immer auch eigene Handlungsmöglichkeiten zu jedem Zeitpunkt einer Krisensituation vermittelt.
Im SUSA-Konzept vereinen sich gleich mehrere gesundheits- und persönlichkeitsfördernde Aspekte. Neben den positiven Aspekten der körperlichen Betätigung wie allgemeiner Verbesserung der körperlichen Gesundheit und wirksamer Sturzprophylaxe durch die eingebrachten Übungen aus dem Qigong und Tai Chi Chuan wird die Psyche der Teilnehmenden angesprochen. Durch den Austausch mit anderen Teilnehmenden werden Sozialkontakte geschaffen, Einsamkeit und Depression entgegengewirkt und die bestehenden sozialen Kontakte gestärkt. Die Einrichtungen und Organisationen, in denen SUSA durchgeführt wird, erfahren mehr über die Lebenswelt der Menschen vor Ort und können somit etwaige Maßnahmen zur Erhöhung der Lebensqualität gezielter einsetzen und verbessern. In Bezug auf die Quartiere äußern die Teilnehmenden Problemlagen, die in anderen Kontexten evtl. nicht angesprochen werden, und fördern damit die Fähigkeit der Ordnungsbehörden, gezielt zu intervenieren. Durch diese breitgefächerte Sammlung von Interventionsmöglichkeiten bei den Teilnehmenden selbst sowie im Quartier ist SUSA als biopsychosoziale Versorgung der Zielgruppe zu sehen und orientiert sich am Modell der Salutogenese.
Durch die Selbstwirksamkeitserfahrung innerhalb der SUSA-Workshops und– Module können Teilnehmende aktiviert und mobilisiert werden, mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies hat neben dem offensichtlichen Nutzen für die Teilnehmenden auch den Effekt, dass möglicherweise mehr Verlangen besteht, sich in ehrenamtlichen Tätigkeiten wie dem klassischen Sportverein, in Lesepatenschaften in Kitas und Schulen oder der Flüchtlingshilfe zu engagieren.
Der Kreissportbund Oberberg e.V. bietet Das SUSA-Aufbaumodell an.
Dr. Kerstin Bastian
Kreissportbund Oberberg e.V.
Am Kerberg 7
51643 Gummersbach
Tel: 02261- 9119312
Mail: kerstin.bastian@ksb-oberberg.eu
Angela von der Wehl
Coaching & Beratung
Auf dem Anton 5
51674 Wiehl
Tel: 02262- 1297
Mobil: 0160 838 702 3
Mail: info@vonderwehl-beratung.de
Marcus Linde
Tai Chi Zentrum Oberberg
Bünghauser Strasse 19
51645 Gummersbach
Tel: 02261/230377 Mail: marcus@tai-chi-oberberg.de
Gebühr erheben
Landessportbund NRW e.V. (Beratungsstellen)
Sensibilisierung von Akteurinnen und Akteuren
Infoabende für Seniorinnen und Senioren sowie Angehörige
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2016):
Sicherheitspotenziale im höheren Lebensalter, Berlin