Mobil zu sein ist eine wesentliche Voraussetzung zur selbstbestimmten Tagesgestaltung sowie zur Teilhabe in der Gemeinschaft. Mobilität ist als Baustein in der Alten- und der Behindertenhilfe wichtig, um Angebote und Versorgungsstrukturen erreichen zu können. Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sollen durch Mobilitätstraining die selbständige und sichere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und -wege erlernen bzw. einüben. Mobilitätstrainings richten sich dabei sowohl an Seniorinnen und Senioren, als auch an Menschen mit Behinderung. Mit dem Angebot von Mobilitätstrainings soll eine Erweiterung ihrer Handlungsspielräume und eine unabhängige Tages- und Freizeitgestaltung ermöglicht werden. Darüber hinaus können von kommunaler Seite die ÖPNV-Angebote so gestaltet werden, dass sie von möglichst allen Menschen selbstständig genutzt werden können und eine Orientierung erleichtert wird (z.B. mittels Piktogrammen an Haltestellen und Bussen).
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Ein Mobilitätstraining beinhaltet die Vermittlung von Kernkompetenzen, um die Fortbewegung im Straßenverkehr/mit dem ÖPNV sicher und erfolgreich zu bewältigen.
Das Mobilitätstraining kann durch öffentliche Institutionen (Stadtwerke, Polizei, Verkehrsbetriebe etc.) zu spezifischen Themen durchgeführt werden, z.B. um Seniorinnen und Senioren Sicherheit bei der Teilnahme im Verkehr zu vermitteln und Fähigkeiten für eine selbstständige Verkehrsteilnahme zu stärken (z.B. Rollatorenschulungen). Die Angebote und Schulungen finden entweder im regelmäßigen Turnus oder auf Anfrage statt, i.d.R. als Gruppenschulung.
Für Menschen mit Behinderung sollten die Trainings durch Fachkräfte durchgeführt werden, die Erfahrung haben mit Menschen mit Behinderungen.
Der sichere Gebrauch von öffentlichen Verkehrsmitteln- und wegen setzt eine verkehrsspezifische Kompetenz seitens der Nutzenden voraus. Im Gegensatz zu den meisten Seniorinnen und Senioren verfügen Menschen mit lebenslanger Behinderung nicht zwingend über Vorerfahrungen in der ÖPNV-Nutzung. Aus diesem Grund sollten Mobilitätstrainerinnen und Mobilitätstrainer zunächst den Wissenstand, die Fähigkeiten und Fertigkeiten ihrer Adressatinnen und Adressaten ermitteln. Eine grundlegende Voraussetzung für die Teilnahme am Straßenverkehr ist beispielsweise die Fähigkeit, sensorische Reize des Straßenverkehrs verarbeiten zu können. Dazu zählen u.a. die Reaktionsfähigkeit, die Fähigkeiten der Motorik und die Kenntnisse über Verkehrsregeln.
Die erfassten Mobilitätseinschränkungen durch kognitive, sensorische oder körperliche Behinderung benötigen eine flexible und individuell abgestimmte Herangehensweise.
Der Ablauf des Mobilitätstrainings für Menschen mit Behinderung gestaltet sich in einem Prozess von (1) „Trockenübungen" über (2) „gestellte“ Verkehrssituationen in einem Schonraum hin zu (3) realen Verkehrssituationen:
(1) Im ersten Schritt sollen grundlegende verkehrsspezifische Fähigkeiten gefördert werden. Darunter fallen u.a. das Trainieren von Verkehrs- und Verhaltensregeln zur Rücksichtnahme und Sicherheit im Straßenverkehr oder der Umgang mit Barrieren. Zu diesem Zweck können Informations- und Arbeitsblätter genutzt werden oder auch eine Verkehrssituation nachgespielt werden.
(2) Im weiteren Verlauf des Mobilitätstrainings sollen gestellte Verkehrssituationen in einem Schonraum bewältigt werden. Dazu können bekannte Wege oder Orte aufgesucht werden und an Barrieren Lösungsstrategien trainiert werden.
(3) Nach dem Grundsatz „Vom Gewohnten zum Neuen“ kann als Nächstes das Erschließen von unbekannten Wegstrecken oder auch eines bekannten Weges unter unterschiedlichsten Umständen (etwa veränderte Witterungsbedingungen) erfolgen. Das Ziel ist, dass der Teilnehmer oder die Teilnehmerin schließlich verschiedene Situationen im Verkehr, auch ungewohnte, möglichst eigenständig meistern kann.
Obwohl der Umgang mit Barrieren im Straßenverkehr beim Mobilitätstraining erlernt wird, sind Menschen, die mobil eingeschränkt sind, häufig dennoch auf die Hilfe Dritter angewiesen wie beispielsweise für das Runterklappen einer Rampe im Bus.
Aufgrund sehr unterschiedlicher Vorkenntnisse und Kompetenzen bei Menschen mit Behinderungen muss sich die Vorgehensweise an den individuellen Fähigkeiten orientieren. Die Mobilitätsbedürfnisse von Menschen mit Behinderungen müssen zunächst erhoben und der Zugang zur Zielgruppe ermöglicht werden (z.B. über Träger der Behindertenhilfe im Quartier).
Erfolgreiche Mobilitätstrainings tragen dazu bei, dass Menschen mit Einschränkungen und im Alter sicherer mit dem ÖPNV bewegen und mobil sein können. Aktionsradien und Teilhabemöglichkeiten werden erweitert. Neben nutzenorientierten Trainingsangeboten spielen barrierefreie Zugängen und die Gestaltung und Ausstattung der Haltestellen, Busse etc. eine große Rolle für die eigenständige, sichere und verständliche ÖPNV-Nutzung.
Kompetent mobil: Das Projekt zielt auf die Förderung der Kompetenzen des Menschen mit Behinderung ab, im Rahmen der ihm gegebenen und seiner Gestaltung zugänglichen Umweltbedingungen seine höchstmögliche Mobilität zu verwirklichen.
Der Deutsche Rollstuhl-Sportverband e.V. bietet regelmäßig Rollstuhl- und Mobilitätskurse an.
Mobilitätsprojekt MOVE bietet im Landkreis Tübingen für Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung Mobilitätstrainings an.
Spazierpatinnen und Spazierpaten
Kulturbegleiterinnen und Kulturbegleiter
Berufsförderungswerk Bad Wildbad gGmbH et.al. (Hrsg.) (2014):
Curriculum Kompetent mobil –
Handbuch zur Förderung der Mobilitätskompetenz von Menschen mit
Behinderung – Umsetzungshilfen und Praxistipps für Fachkräfte zum Mobilitätstraining.
Netzwerk Verkehrssicheres Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2012):
„Mobilitätssicherung älterer Menschen – Praxisbeispiele“